Jahre lang dachte ich, dass Jesus Gott ist. Ich glaubte an die Dreieinigkeit. Doch eines Tages glaubte ich plötzlich nicht mehr daran. Ich wusste nicht, wieso ich nicht mehr an Jesus als Gott glaubte. Ich wusste aber, dass ich womöglich etwas falsch mache.
Dann vor ein paar Wochen, kam mein Kollege zu mir und ich erklärte ihm, dass ich glaube, Jesus sei nicht Gott. Er war empört und vermutlich musste er sich beherrschen. Obwohl er praktisch frisch Christ war, und damit voller Freude, wusste er, dass Jesus Gott ist. Dann eine Woche später, fand ich Bibelstellen im Hauskreis, die davon handeln, dass Jesus der Herr ist und wenn man dies nicht glaube, man nicht gerettet sei (Römer 10,9).
Ich wusste, dass wenn Jesus Gott war und wir Jesus nachfolgen und werden wie Jesus (2. Korinther 3,18), dass wir dann auch wie Gott würden. Dann fand ich heraus, dass wir ja im Ebenbild Gottes geschaffen wurden (1. Mose 1,26), das heisst, wir wurden sehr wohl, als wie Gott, wenn nicht sogar als Gott geboren.
Ich stellte mir die Frage, was nun der Unterschied von „wie Gott“ und „Gott höchstpersönlich“ sei. Macht es einen Unterschied Gott zu sein oder wie Gott zu sein? Wie können wir Gott höchstpersönlich sein? Wie ist die Dreieinigkeit möglich? Und natürlich ist es ein grosses Problem, wenn ich jetzt glauben würde, dass ich Gott bin. Kein Christ sollte sich doch als Gott hinstellen. Der Lehrer ist Jesus (Matthäus 23,10).
Wie die Dreieinigkeit möglich ist, wusste ich schon länger. Ein Chef, der eine Firma führt, ist für alle verantwortlich. Auch für jenes, das seine Mitarbeiter tun. Das heisst, der Chef ist für die Fehler seiner Mitarbeiter verantwortlich. Wenn nun Jesus ein Mitarbeiter des Vaters ist, dann ist er sehr wohl eins mit Gott.
Früh am Morgen stellte ich mir wieder die Frage: „Wie kann ich Gott sein, ohne die Strafen dafür zu bekommen?“. Plötzlich wurde mir klar. Jesus war sehr wohl Gott höchstpersönlich, weil Jesus Gott vertreten hat. Und das bedeutet auch, dass wir Christen Gott sind, weil wir Gott hier unten als Botschafter vertreten. Natürlich könnte Gott uns jederzeit den Job kündigen. Damit Gott uns nicht kündigen kann, müssen wir den Heiligen Geist haben, denn er ist das Pfand, die Garantie, für die Rettung.
Die Frage war also nicht, ob Jesus Gott war, sondern, wie wir selbst Gott sein können. Wenn wir eben eigenmächtig handeln, dann sind wir auf eine falsche Art und Weise Gott. Wir müssen uns schon in der Firma Gottes, dem Reich Gottes, zuverlässig verhalten und wir dürfen uns auch nichts einbilden. Es kann also auch falsch sein, etwas zu proklamieren, weil man so sich etwas einbilden könnte, das nicht gut ist. Die Frage ist also auch hier, wie proklamiere ich Dinge, ohne mir etwas dabei einzubilden. Wie können wir Gott sein, ohne zum Antichrist werden?
Um Gott richtig zu vertreten, müssen wir genauso viel Leiden und Schmerzen auf uns nehmen können, wie Jesus es getan hat, auch am Kreuz. Wir sterben dann vielleicht schon nicht den Kreuzestod, aber wir haben ein so spannendes Leben, als wären wir am Kreuz gestorben. Es geht darum, auf Jesus hinzuweisen (Offenbarung 19,10), und zwar auf den echten Jesus, aus der Bibel.
So ist klar, dass wir weder Jesus noch Gott ersetzen werden. Wenn wir also Gott sind, ersetzen wir Gott nicht, sondern wir sind dann an seiner Stelle, weil Gott es so gewollt hat. Wenn wir wie Jesus werden, dann ersetzen wir Jesus nicht. Es ist ein zu grosser Aufwand Jesus zu ersetzen und wir haben jetzt ja auch das Beispiel, wie wir leben sollten. Wir müssen Jesus gar nicht ersetzen, weil er es vollbracht hat. Es braucht kein grösseres Beispiel, als Jesus bezeugt hat. Und wir können nicht einmal unseren Nachbarn ersetzen, wir können nichts ersetzen. Wir brauchen keinen Ersatz für Jesus. Wir müssen also Jesus weder ersetzen, sondern sollten selbst ein Original bleiben.
Beim Leben wie Jesus, geht es eben nicht darum, irgendetwas zu ersetzen, sondern so zu bleiben, wie Gott uns geschaffen hat. Wenn wir anstelle von Gott oder Jesus handeln, dann nicht, weil wir das selbst bestimmt haben, sondern weil Gott es so gewollt hat. Gott zu ersetzen, bedeutet, dass es dann Gott nicht mehr gibt. An Gottes Stelle zu sein, bedeutet, dass es Gott sehr wohl gibt, er aber an einem anderen Ort ist. An Gottes Stelle zu sein, bedeutet, dass Gott uns eingesetzt hat und er auf uns vertraut. Es geht dann nicht mehr um uns, sondern um Jesus. An Gottes Stelle zu sein, bedeutet, so wie Gott zu handeln. Es bedeutet nicht, dass Gott so handelt, wie ich.