Es gibt Menschen, die reden sehr negativ. Und dann kommt der Spruch, dass sie richten. Stimmt das, dass man richtet, wenn man negativ redet?
Wenn wir in einem Gerichtssaal sind, dann wird dort ganz bestimmt auch ganz viel negativ geredet. Doch das Urteil, welches der Richter fällt, ist korrekter weise nicht das Negative, sondern das Gute. Wenn ein Richter richtet und damit urteilt, bringt er eine Lösung für das Böse, das geschehen ist. Die Lösung ist das Urteil. Das Negative, das zuvor kommuniziert wird, ist die Anklage.
Je nachdem, was wir für einen Richter haben, haben wir auch eine bessere oder schlechtere Lösung für die Anklage. Der Richter muss nicht nur herausfinden, was nun die Lösung für den Angeklagten ist, sondern der Richter muss auch herausfinden, ob der Angeklagte überhaupt zurecht angeklagt wird. Ohne die negativen Botschaften der Anklage zu hören und ohne die Rechtfertigung zu spüren, ist es nicht möglich, ein Urteil zu fällen.
Wieso haben denn Christen ein Problem mit dem Urteilen, wenn es doch die Lösung für die Anklage ist? Einerseits denken viele und das stimmt auch, dass sie nicht mehr angeklagt sind, sondern gerettet. Das Urteil ist im Prinzip oft schon gefällt. Andererseits wollen Christen nicht mehr urteilen, weil sie Angst vor urteilen haben. Denn so wie man über andere urteilt, so wird man selbst beurteilt. Wenn man andere selbst verurteilt, so wird man selbst verurteilt. Weil die meisten Christen schlecht im Urteilen sind, haben sie also Angst davor, was passieren würde, wenn sie urteilen.
Dabei merken die meisten Christen gar nicht, dass sie auch gut im Urteilen sind. Nämlich wenn man betet, urteilt man in Wirklichkeit. Wie geht denn sowas, wirst du dich fragen. Zuerst, bevor man betet, listet man das Negative auf. Man hört sich die Sünden und Vergehen an. Das Negativ reden ist hier wieder kein Urteil, weil wir wollen es nicht negativ haben. Der zweite Schritt ist dann eine Lösung zu finden, für die Sünden und Vergehen. Wir beten also dafür, dass wir gesund werden, eine Arbeit finden und eine Ehefrau bekommen. Wir beten dafür, weil wir denken, wir seien noch nicht genügend gesund und hätten noch eine zu schlechte Arbeit oder, dass wir keine Freundin hätten. Wir beten also für etwas, das wir noch nicht sehen, oder wir beten für etwas, das sogar negativ ist, damit etwas positives daraus werde.
Zu beten ist also zu urteilen. Zuerst muss man in einem Gebet wissen, was fehlt. Deshalb ist jedes Gebet auch eine Auflistung von Dingen was uns fehlt. Beten wir zum Beispiel für Gesundheit, sagen wir damit, dass wir zu wenig Gesundheit haben. Es ist nicht offensichtlich, aber im Prinzip ist jedes Gebet auch eine Formulierung unserer Schwächen. Und es steht ja auch in der Bibel, wir sollten uns über die negativen Dinge rühmen. Gerade, weil Gott dort viel bewirken kann. Wir sollten also nicht zurückschrecken und behaupten, dass jemand uns verurteilt, weil er eine solch negative Sicht auf uns hat. Wir sollten sogar noch einen drauflegen und bestätigen, dass wir nicht dazu fähig sind und wie dumm wir sind, dass wir es nicht schaffen. Ich zum Beispiel ging eine Zeit lang falsch aufs WC. Und es lehrte mich, was wichtig ist, beim aufs WC gehen. Ihr könnt mich ja mal darüber fragen.
Richtiges Danken hingegen ist frei von Urteilen. Richtiges Danken bedeutet dankbar für etwas zu sein, das man bekommen hat. Das Urteil liegt damit in der Vergangenheit, dass uns etwas gefehlt hat, aber wir ja jetzt es haben. Falsche Dankbarkeit sagt im Prinzip, dass ich besser bin als du und dafür dankbar bin. Es gibt kein Mensch, der besser oder schlechter ist, alle sind vor Gott gleich wichtig. Es gibt auch kein Jünger, der mehr oder weniger geliebt wurde, als ein anderer, sondern alle waren die lieblingsjünger Jesus.
Wie können wir also richtig beten? Denn wenn wir richtig beten, dann urteilen wir richtig. Das Urteil ist der positive Abschluss eines Verbrechens. Das Urteil ist die Lösung für ein Verbrechen, damit es nicht wieder geschehe und die Menschen gesund, erfolgreich und sozial würden.